Deutung
Sidurs Skulptur Treblinka steht auf einem etwa 10 cm hohen Sockel, ist 1,80 m hoch, 1,50 m breit und 1,50 m lang. Sie legt manche Interpretationen nahe, ist aber auch für andere offen. Ihre Symbolformen sind je nach Betrachtung unterschiedlich deutbar.
In seiner Rede anlässlich der Aufstellung der Skulptur beschreibt der Slawist Karl Eimermacher die bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten und gedrehten Körper. Es scheine, so der Autor, als kämpfe die zuunterst liegende, noch lebende Frau in ihrem eigenen Kampf ums Überleben auch gegen die Last der Getöteten über ihr. Verdeutlicht werde so die Spannung zwischen Leben und Tod, zwischen Sterben und Überleben. Die übereinander gestapelten Körper könnten symbolisieren, dass die Täter in Treblinka zunächst verscharrte Leichen aus ihren Gräbern holen, um sie anschließend auf riesigen Scheiterhaufen zu verbrennen. Außerdem könnte die Anordnung auf das christliche Symbol des Kreuzes, das für Tod und Trost steht, verweisen.
Je nach Betrachtungsperspektive offenbart die Skulptur noch weitere Details: Von einer Seite aus lässt sich in den übereinander liegenden Körpern ein Totenschädel erkennen. Auf der entgegengesetzten Seite können die herabhängenden Beine wie die Schornsteine von Krematorien wirken. In ihrer Gesamtheit könnte die Skulptur für die Last der Toten auf dem Gewissen aller Menschen interpretiert werden.