Das Vernichtungslager Treblinka II und die »Aktion Reinhardt«
»Aktion Reinhardt« ist der Deckname für den systematischen Massenmord an der jüdischen Bevölkerung in den von den Deutschen besetzten ehemals polnischen Gebieten des Generalgouvernements. In den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka ermorden deutsche und österreichische Täter von März 1942 bis November 1943 mehr als 1,5 Millionen Menschen. Mit über 800.000 ermordeten Jüdinnen*Juden und etwa 2.000 ermordeten Sint*ezza und Rom*nja ist Treblinka II das Vernichtungslager mit der höchsten Opferzahl.
Treblinka II wird im Frühsommer 1942 als letztes der drei Vernichtungslager der »Aktion Reinhardt« in einem Wald in der Nähe eines bereits bestehenden Arbeitslagers (Treblinka I) errichtet. Das namensgebende polnische Dorf liegt vier Kilometer entfernt und 75 Kilometer nordöstlich von Warschau.
Am 23. Juli 1942 kommen die ersten Deportationszüge mit Jüdinnen*Juden aus dem Warschauer Ghetto an. Täglich folgen weitere Transporte mit mehreren Tausend Menschen. Da den Tätern die Mordkapazitäten mit anfangs drei Gaskammern nicht ausreichen, stoppen sie die Deportationen Ende August für eine Woche. Sie bauen das Lager mit zusätzlichen Gaskammern aus. Im Oktober 1942 erreicht die Opferzahl mit über 210.000 Ermordeten den Höchststand.
Der Großteil der jüdischen Opfer stammt aus Warschau und den umliegenden Regionen. Außerdem werden Jüdinnen*Juden aus der Tschechoslowakei, Frankreich, Griechenland, Jugoslawien, der Sowjetunion, Österreich und dem Deutschen Reich in Treblinka II ermordet. Auch einige hundert Berliner Jüd*innen, die über das Ghetto Theresienstadt nach Treblinka gelangen, sterben in den Gaskammern des Vernichtungslagers.
Die »Aktion Reinhardt« und der Massenmord an den Jüdinnen*Juden im Generalgouvernement sind arbeitsteilig organisiert. Etwa 30 deutsche und österreichische Täter leiten das Vernichtungslager Treblinka II. Unterstützt werden sie von 100 bis 120 „fremdvölkischen“ und »volksdeutschen« Wachmännern, die die SS im Ausbildungslager Trawniki auf ihren Dienst vorbereitet. Es sind ehemalige sowjetische Kriegsgefangene der Wehrmacht.
Das Vernichtungslager Treblinka II ist etwa 600 auf 400 Meter groß. Im Teillager 1 befinden sich die Baracken für die Verwaltung, das Lagerpersonal und die jüdischen Häftlinge, sowie die Rampe für die Züge, Baracken für die geraubten Gegenstände der Deportierten und eine Entkleidungsbaracke für Frauen und Kinder. Von dort führt der »Schlauch«, ein mit Stacheldraht gesicherter Gang, ins abgetrennte Teillager 2 mit den Gaskammern und Massengräbern. [MEHR]
Bereits auf dem Weg ins Vernichtungslager Treblinka II gelingt Jüdinnen*Juden die Flucht aus Deportationszügen. Auch versuchen viele Insass*innen aus dem Vernichtungslager zu entkommen, aber das gelingt nur Wenigen. Sie verstecken sich in den Sortierbaracken und schneiden in der Nacht Löcher in den Stacheldrahtzaun. Einige verbergen sich zwischen Kleiderbündeln in Waggons, bevor diese das Lager verlassen. In sicherer Entfernung springen sie aus dem fahrenden Zug. Die meisten aber bezahlen die Fluchtversuche mit ihrem Leben.